RATZINGER HÖHE

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Wanderbeschreibung

Weiter Blick zu den Chiemgauer Alpen

Kartenausschnitt! (KOMPASS Wanderkarte Nr. 10,
Chiemsee - Simssee, M: 1:50000)

Karte mit höherer Auflösung (179 KB)

Letztes Jahr erzählte mir ein alter Mann, den ich traf, dass in jedem Jahr seine erste Tour auf die Ratzinger Höhe führte. Dieser den Alpen vorgelagerte Hügel zwischen Chiemsee und Simssee gelegen bietet einen herrlich weiten Blick auf die Chiemgauer Alpen und das Voralpenland. Das machte mich neugierig und so begann ich mein Wanderjahr auch mit dieser kleinen Höhenwanderung.

Die Anfahrt erfolgte von Bad Endorf nach Südwesten (Richtung Rimsting) bis Mauerkirchen, dort rechts abbiegend Richtung Simssee (Wegweiser), durch den Ort Antwort (der heisst wirklich so!), bis nach Thalkirchen und etwas bergab nach Stauden. Hier befindet sich die Gaststätte "Zum Letten" auf der linken Straßenseite, die an diesem Tag Ruhetag hatte. Gegenüber unter einem großen Baum parkten wir unser Auto. Obwohl hier kein eigener Parkplatz ausgezeichnet war, dürften einzelne Fahrzeuge keine Probleme haben, einen Stellplatz zu finden. Die Benutzung des Gasthaus-Parkplatzes dürfte an einem anderen Tag bei Einkehr am Ende der Wanderung oder bei entsprechend freundlicher Frage an den Wirt auch kein Problem sein (Schild "Parkplatz nur für Gäste").

Wegweiser "Kulturweg"

Der Weg begann direkt vor der Gaststätte weg von der Hauptstraße Richtung Süden gleich an einem Bauernhof vorbei und nur etwa 10 Minuten später führte ein breiter Weg links in den Wald, rechts befand sich eine Brücke über den Bach. Die linke Abzweigung war nicht beschildert, jedoch musste laut Karte, die an der Gaststätte "Zum Letten" aushing, ein Weg hier hoch führen (wir hatten uns den Wegverlauf der verschiedenen Abzweigungen im Wald genau aufgezeichnet!). Der Pfadfinderinstikt brach durch und schon gingen wir die kleine Treppe rechts neben dem Weg empor. Wenige Schritte später trafen wir auf ein Dammwild-Gehege, hier ging es nur links und anschließend den breiten Waldweg hoch. Wir blieben auf dem Hauptweg, kamen an einer Aufforstung vorbei und allmählich wurde die Bewachsung immer dichter und unwegsamer, bis kein Weg mehr sichtbar war: Endstation, eine andere Abzweigung hoch, auch dort Endstation, also wieder zurück zur kleinen Brücke!

Weiter Blick in das Land um den Simssee

Wieder im Tal angekommen, setzten wir unseren Weg auf der Straße fort (nicht über die kleine Bachbrücke gehen!), bogen kurz darauf links auf den Obst- und Kulturweg ab (kleines Schild an einem Strommasten) und erreichten wieder an einem Bauernhof und einigen Eichenbäumen vorbei eine Teerstraße, der wir bergauf nach links folgten. Jetzt erkannten wir auch, was es mit dem Obst- und Kulturweg auf sich hatte: Entlang des Weges standen Bäume mit entsprechenden Schildern. Wir haben noch nie so viele fremde Namen gehört. Auf solche Wegabschnitte trafen wir während unserer Wanderung noch öfter.

Durch den Ort Ulperting stiegen wir gemählich an und sahen erstmals in das weite Land nach Norden (Teerstraße ging in Schotterstraße über). Anschließend durchquerten wir einen kleinen Wald (der Rechstkurve folgen, nicht geradeaus gehen) und kamen bei sommerlichen Temperaturen nach Hitzing und damit auf die Zufahrtsstraße nach Ratzing. Ab hier konnten wir zum erstenmal die Chiemgauer Berge betrachten, die im Laufe des weiteren Weges immer wieder sichtbar waren. Dieser Straße nach links folgend machte uns ein Schild auf der rechten Straßenseite weiter oben neugierig: "Zwei-Seen-Blick" (auch Schild "R1" vorhanden). Wir folgten diesem Weg an Wiesen vorbei und schon neigte er sich an einer schönen Aussichtsbank wieder hinab. Wo war der besagte Blick? Glücklicherweise war ausgerechnet hier eine alte, freundliche und sehr gesprächige Bäuerin beim "heing" (Heu zusammenrechen). Sie sagte uns, der Blick sei unmittelbar bevor der Weg wieder hinabführte und tatsächlich sahen wir Simssee und Chiemsee, letzteren allerdings nur ganz wenig. Wir hatten uns wohl zu viel See vorgestellt! Aber es war der einzige Punkt, an dem beide Seen zu sehen waren - ein Tipp: genau schauen!

Weiter Blick in das Land um den Chiemsee

Den gleichen Weg zurück, wieder auf der Zufahrtsstraße nach Ratzing, dort weiter kamen wir nach Ratzing, beim Ortseingang führte ein Weg links Richtung "Naturweg" (Schild), wir sahen jedoch vor uns eine Bank unter einem alleinstehenden Walnussbaum. Dort wies ein Schild rechts nach Garnpoint. Aus der Karte war zu ersehen, dass wir hier in einem großen Linksbogen direkt zu unserem Einkehrziel Weingarten kommen konnten. Schnell auf Schotterstraße im schattigen Wald und leicht bergab erreichten wir eine Garage und am Baum befand sich ein Schild mit der Aufschrift "Weg endet hier". Wir hatten ein komisches Gefühl in der Magengegend. Sollte das die zweite Pleite an diesem Tag sein? Wir konnten es nicht glauben und gingen den Weg noch weiter an einem Haus vorbei bis wir nur mehr Zaun und hohes Gras betrachten konnten: Endstation. Möglicherweise wollte der Eigentümer einfach seine Ruhe haben und schloss den Weg. Was bedeutete das für uns? Die Lösung war simpel: Rückweg nach Ratzing!

Wieder in Ratzing zweigten wir auf die Hauptstraße rechts ab und kurz darauf links nach Ratzing hinein. Dort trafen wir wieder auf den "Naturweg" (Schild) und folgten dem Wegweiser nach rechts. Am Ende von Ratzing leitete uns ein schmaler Schotterweg leicht nach links (nicht geradeaus durch die Wiese) zu einer kleinen Kapelle. Danach kam eine Rechtskurve, weiter oben wieder links in ein Miniwäldchen hinein und gleich darauf auf die Straße, die von Stauden und Hocheck heraufführte. Hier rechts und gleich darauf an der Kreuzung links Richtung Berg bzw. Dirnsberg brauchten wir nur mehr etwa 10 Minuten, um den höchsten Punkt der Ratzinger Höhe zu erreichen (Kleine Gedenktafel etwas unterhalb).

Kein perlendes Getränk, sondern ein Baum

Auf dem weiteren Weg über Dirnsberg (dort rechts abzweigend) kam der Chiemsee immer mehr in Sicht. Zunächst zeigte sich die Herreninsel, dann Krautinsel und schließlich die Fraueninsel, umringt von vielen kleinen Segelschiffen. Eine sonnig gelegene Aussichtsbank mit Tisch links der Straße lud bei herrlichem Blick in die Landschaft zum Rasten ein. Da wir jedoch kurz vor dem Gasthaus Weingarten waren, blieben die Plätze leer. Die Lage des Gasthauses ließ schon einiges erahnen; was sich jedoch von der Terrasse bot, war schon faszinierend: Bergpanaroma mit respektvollem Sichtabstand vom Hochstaufen bis zum Spitzstein, nichts im Wege, was das Auge behindern könnte und links zu unseren Füßen der Chiemsee - eine echte Ausflugsempfehlung mit einem der besten Panoramablicke im Alpenvorland!

Zum Gasthaus Weingarten kamen wir von Osten, ab gingen wir in die gleiche Richtung weiter nach Westen, zunächst den Berg hinab, anschließend wieder rechts auf der Straße nach Ratzing den Berg hoch. Oberhalb zweigte eine Straße am Waldrand rechts Richtung "Hocheck" (Schild) ab, der wir folgten. Hier befand sich auch ein großer Wanderparkplatz als Ausgangspunkt für den Rundweg Ratzinger Höhe. Ein Stück weiter erreichten wir die Kreuzung, die wir bereits beim Hinweg passierten. Jetzt wurde diese einfach geradeaus überschritten. Wir blieben auf dieser Straße, die über die gesamte Höhe zu unserem Ausgangspunkt zurückführte, teilweise von Teerstraße in Schotterstraße überging. Zahlreiche geschmückte Häuser, eine angenehme Ruhe und die beschrifteten Bäume des Obst- und Kulturweges begleiteten uns hinab, jetzt mit sehr schönen Blicken auf den Simssee. Auf der Straße im Tal, auf der wir von Mauerkirchen mit dem Auto kamen, gingen wir links und erreichten kurz darauf unseren Parkplatz unter dem schattigen Baum.

Besonders beeindruckend an dieser einfachen Wanderung mit wenig Höhenmetern war der weite Blick auf Berge und Täler, Seen, Wiesen und Wälder. Auch die Ruhe an diesem Wochentag war auffällig. Die zweimalige Umkehr schmälert diese Tour keineswegs, denn wer Freude am Wandern hat, dem macht auch eine ungewollte Wanderrichtung nichts aus und eine andere Blickrichtung kann wie im "richtigen Leben" zu neuen Eindrücken und Erkenntnissen führen - also ein letzter Tipp: gehen Sie mal falsch!