GROSSER KIENBERG (STREICHER)

(85)

Wanderbeschreibung

Datum: 26.7.2001 Wochentag: Donnerstag
Zuordnung: Chiemgauer Alpen
Kategorie: Bergtour
Ausgangsort: Parkplatz Zwing


Gipfelkreuz und ...

... Gipfelbuch

Ausgangshöhe (m): 710 Zielhöhe (m): 1594 Höhendifferenz (m): 884
Charakteristik: anfangs Schotterstraße, nach Alpenstraße viele Wald- und Wiesensteige
Schwierigkeit: Knappensteig steil, langer Abstieg, Vorsicht bei schmalen Steigen
Wetter: zunächst wolkenlos, sehr warm, später Quellwolken
Altersstruktur: 45 (1 Teilnehmer)

Abmarsch Wanderung (Uhr): 6:35 Ende Wanderung (Uhr): 13:15
Wegstrecke (Gehzeitübersicht) Zeit
(Std.)
Pausen (Std.)
Parkplatz Zwing - Abzweigung Kienbergl 0:10 -
Abzweigung Kienbergl - Gasthaus Schmelz 0:25 -
Gasthaus Schmelz - Alpenstraße links ab 0:05 -
Alpenstraße links ab - Kapelle 0:15 -
Kapelle - Kreuzung Forststraße 0:05 -
Kreuzung Forststraße - Ende Knappensteig 1:15 0:10
Ende Knappensteig - Großer Kienberg (Streicher) 0:10 1:00 (Gipfel)
Großer Kienberg (Streicher) - Ende Knappensteig 0:10 -
Ende Knappensteig - Einmündung Kienberg-Alm 0:20 -
Einmündung Kienberg-Alm - Kaitl-Alm 0:45 0:30 (Kaitl-Alm)
Kaitl-Alm - Weggabelung 0:05 -
Weggabelung - Abzweigung Zwing links 0:10 -
Abzweigung Zwing links - Abzweigung Zwing rechts 0:05 -
Abzweigung Zwing rechts - Wegkreuzung 0:10 -
Wegkreuzung - Einmündung vor Zwing 0:40 -
Einmündung vor Zwing - Parkplatz Zwing 0:10 -
Gesamtzeiten: 5:00 1:40

Kartenausschnitt! (KOMPASS Wanderkarte Nr. 14,
Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen, M: 1:50000)

Karte mit höherer Auflösung (212 KB)

Südlich von Inzell befand sich das Cafe Zwing direkt an der Bundesstraße 305 an der Deutschen Alpenstraße. Parkmöglichkeiten standen hier im Überfluß zur Verfügung, zu dieser Morgenstunde (und nicht am Wochenende) war der Parkplatz noch völlig leer. Unmittelbar am Parkplatz führte eine breite Schotterstraße in den Wald (Richtung "Schmelz") und stieg leicht an. Innerhalb kürzester Zeit war es sehr ruhig, die Fahrzeuge der Bundesstraße waren nicht mehr zu hören. Schnell kam die bekannte Abzweigung zum Kienbergl. Diesen "kleine Bruder" des Großen Kienberges hatte ich auch schon besucht. Die Freifläche des Wildenmooses öffnete sich, ganz dünne Nebelfetzen schwebten über den Gräsern und von gegenüber hörte ich das leise Bimmeln der Kuhglocken. Die Sonne hatte den Boden noch nicht erreicht und für eine Rast auf einer der Bänke war es noch zu früh.


Cafe Zwing mit Parkplatz

Nach einer nach links führenden Hauszufahrt kam der "Spielplatz am Schmelzerbach", auch noch bekannt von der Kienbergl-Wanderung. Blockhaus, zahlreiches Spielgerät und der nicht gefährliche Bach (auf kleine Kinder muß man aber natürlich immer aufpassen) würde die meisten Kinder vom Weitergehen abhalten. Da ich jedoch allein war, ging ich zügig unter dem Rundbogen einer Brücke hindurch, rechts war ein Streichelzoo mit wenigen Tieren, links ein Parkplatz und schon wieder ein kleiner Spielplatz. Ich stand auf der Zufahrtsstraße zum Gasthaus Schmelz, vor mir die Frontansicht des schmucken Gasthauses, ging links die Straße hinauf und kam auf die Deutsche Alpenstraße, der ich nach rechts, also bergauf folgte. Wenige Meter später verließ ich diese Straße auf der linken Seite. Ein Schild wies mir ganz klar den Weg.

Bis zu einer kleinen Kapelle im Wald (vorher noch ein Gedenkstein mit Bank) war die Steigung noch sehr moderat, nach der Kreuzung mit einer Forststraße (Schild wies geradeaus) wurde der Weg steiler. Die nächsten 600-700 Höhenmeter erwiesen sich als anstrengend, die Schrittfrequenz wurde gesenkt. War der Rucksack zu schwer? War ich heute nicht so gut drauf? Oder war der Wald- und Wiesensteig doch steil? In diesem Falle gab es einfach mehr kleine Pausen zum Trinken, für Kraftnahrung in Form von Müsliriegel oder Bananen und für ausgiebige Landschaftsblicke - Wandern, nicht Hetzen! Der schmale Steig führte mich zu einem kleinen, ungefährlichen Schotterfeld. Der Weg auf dem Schotterfeld war fest und breit. Das Feld wurde einmal nach Westen und danach wieder nach Osten überschritten. An dieser Stelle gab es einen herrlichen Blick in das Inzeller Tal. Nach diesem Schotterfeld kam ich zum letzten Abschnitt, einem steilen Wiesenhang in einer kleinen Scharte hinauf, jetzt bereits überwiegend mit Sonneneinstrahlung.


Gipfelblick auf Hochgern, Hochfelln und Ruhpolding (von links)

Am Ende des langen Steiges kam plötzlich ein Zaunüberstieg. Kein Wegweiser war zu sehen, auch keine Markierung. Auf der Wiese, reichlich mit Kuhmist bedeckt, konnte ich rechts oder links gehen. Dünn waren die Wege in der Wiese zu erkennen. Da ich mich schon sehr nah am Gipfel befinden mußte, konnte es sich rechts nur um den Weg zum Gipfel handeln. Nach links führte der Weg weiter hinab zur Kienberg-Alm und weiter unten zur Kaitl-Alm. Ich hielt mich rechts und erreichte auf völlig ungefährlichem Weg den Gipfel des Großen Kienberges, auch als Streicher bekannt. Trotz der geringen Höhe war hier eine sehr gute Aussicht. Dominant war vor allem der Blick zum Sonntagshorn, eingegrenzt von den beiden großen Schotterfeldern der Kraxenbach-Aufstiege.

Nach ausgiebiger Gipfelrast ging ich wieder zurück bis zu dem Zaunüberstieg, jetzt aber geradeaus an ihm vorbei. Bis zur Kienberg-Alm bewegte ich mich fast ausschließlich auf Wiesenwegen, rechts an der Inzeller Skihütte vorbei und weiter sanft fallend hinab. Es gabe hier keine Markierungen, manchmal mußte ich etwas darauf achten, auf dem Wiesenweg zu bleiben. Ich hielt mich immer auf der Kuppe Richtung Südwesten und sah die beiden Häuser der Kienberg-Alm unter mir stehen. Kurz vor der Kienberg-Alm mündete ich in den von rechts kommenden Weg vom Rauschberg ein (Wegweiser). Ein paar Meter folgte ich diesem Weg nach links, zweigte unmittelbar vor dem Nebengebäude der Kienberg-Alm scharf links auf einen schmalen Weg über die Wiese ab. Das Schild "Kaitlalm, Inzell" war vor einem Baum beim Haus etwas schwer zu sehen.


Tiefblick zur Kaitl-Alm

Wegweiser vor der Kaitl-Alm

Ab der Kienberg-Alm war auf dem Wiesensteig meist freie Sicht Richtung Sonntagshorn. Rechts abwärts waren viele abgestorbene Bäume zu sehen. Am Wegesrand stand noch eine Alm, anschließend kam ich in bewaldetes Gebiet. Hier ging es ein wenig steiler in Kehren hinab. Plötzlich sah ich die Kaitl-Alm zwischen einzelnen Bäumen tief im Tal stehen. Der Wald lichtete sich, die letzten Kehren legte ich wieder an einem Wiesenhang zurück. Kurz vor der Kaitl-Alm deutete ein Schild Richtung "Laubau, Ruhpolding, Sackgraben". Die gemütliche Kaitl-Alm lud zur Rast ein. Von dem freundlichen Wirt bekam ich meine "Russenmaß" (so etwas wie ein Radler, nur mit Weißbier) frisch gekühlt aus dem Wassertrog vor der Hütte. Hier lagen jede Menge voller Flaschen im kalten Quellwasser, ein idealer Kühlschrankersatz. Die schon recht tief gelegene Kaitl-Alm war auch das Ziel zahlreicher Mountain-Biker, die zwischen Weißbach und Laubau einen Halt einschoben.

Nach der Kaitl-Alm kam auf der breiten Schotterstraße sehr bald eine Weggabelung. Rechts zeigten Schilder Richtung "Harbachalm", "Bichleralm" und "Reiteralm". Der linke Weg vorbot sich entsprechend dem Schild "Weg führt nicht weiter". Also folgte ich weiterhin geradeaus der Schotterstraße Richtung "Cafe Zwing". Hier war der Zusatz "Nur für Geübte und Bergsteiger" zu lesen. Obwohl der später folgende Alpensteig manchmal schmal und gelegentlich mit Seilsicherungen (die jedoch meist viel zu tief angebracht waren) versehen war, würde ich diesen Weg nicht so gefährlich einstufen. Auf vielen schmalen Steigen in den Bergen würde ein Meter nach rechts oder links den tiefen Fall bedeuten, ohne daß sie in dieser Form ausgewiesen sind. Bestehen jedoch Zweifel, so empfehle ich sicherheitshalber den etwas längeren Weg über Weißbach.

Es folgte eine Abzweigung nach links (nach rechts: "Inzell über Weißbach 2 Std.", "Harbachalm", "Bichleralm"), wenige Minuten darauf wieder rechts über einen winzigen Steg, bei dem nochmals auf die Bergsteiger-Erfahrung hingewiesen wurde. Zehn Minuten darauf kam eine Wegkreuzung, bei der ich geradeaus ging. Jetzt kam der längere Alpensteig, zunächst kaum fallend, aber reizvoll im Wald und ohne nennenswerte Anstrengung zu meistern. Kurz vor dem Parkplatz mündete der Steig in einen breiten Weg, der von rechts kam. Ich hielt mich geradeaus und erreichte das Ziegengehege hinter dem Cafe Zwing. Die jungen Ziegen meckerten und folgten mir, bis ihnen der Zaun ihre Grenzen aufzeigte.


Kaitl-Alm

Bei dieser Tour war der Anfang bis Schmelz eine ideale Aufwärmstrecke für den späteren, steilen Steig. Der Rückweg war mit Rast auf der Kaitl-Alm und dem gemütlichen Alpensteig recht interessant. Aufgrund der frühen Morgenstunde begegnete ich bis zum Gipfel keinem Wanderer. Besonders aufgefallen war mir die unterschiedliche Schreibweise der Kaitl-Alm auf den Wegweisern: Kaitlalm, Kaitelalm, Keitl Alm. Aber spielt das eine Rolle?

Höhenmessung:

Station Bekannte
Höhe (m)
Gemessene
Höhe (m)
Parkplatz Zwing   710
Abzweigung Kienbergl   766
Gasthaus Schmelz   743
Alpenstraße links ab   777
Kapelle   866
Kreuzung Forststraße   903
Ende Knappensteig   1558
Großer Kienberg (Streicher) 1594  
Ende Knappensteig   siehe oben
Einmündung Kienberg-Alm   1437
Kaitl-Alm 970  
Weggabelung   947
Abzweigung Zwing links   900
Abzweigung Zwing rechts   921
Wegkreuzung   894
Einmündung vor Zwing   776
Parkplatz Zwing   710

Fremdkommentar vom 20.09.2002:

Den Alpensteig von der Kaitlalm zum Wirtshaus Zwing, den Sie beschreiben, gehe ich fast jedes Jahr einmal mit Genuss. Ich habe jedesmal bei der Warnung „Nur für Geübte" (wie Sie) gemeint, diese Warnung gelte für norddeutsche Sommerfrischler mit Sandalen an den Füßen, für die die kurzen Stahlseilstellen das Höchste an Alpinismus sind. Nur ist am 21. Juli eine bergerfahrene 36-jährige Neuöttinger Kollegin von mir (wohl bei beginnendem Starkregen) gestolpert, einen Grashang hinunter gerutscht und anschließend ca. 150 m hinabgefallen. Tot. Das geschah beim Rückweg von der Kaitlalm und zwar nicht bei den Drahtseilstellen, sondern vorher. Wir waren fassungslos. Der Polizeibericht bezeichnete den Alpensteig übrigens seltsamer Weise als „Plattlingsteig", weil er so von den Einheimischen genannt wird. Natürlich kann man auch eine Haustreppe hinabfallen und sich den Hals brechen. Ich habe mich an einen früher gehörten anderen Bergsteigerspruch erinnert gefühlt. „Schrofengelände gilt als ungefährlich, deshalb passiert dort am meisten." Hermann Buhl soll so ums Leben gekommen sein.

Bonus-Fotoserien:

Serie Wegabschnitt/Inhalt Anzahl
Fotos
Speicher-
größe (KB)
1 Leichte Wanderung bis zur Kapelle 8 226
2 Über Knappensteig zum Gipfel 9 286
3 Abstieg bis zur Kienberg-Alm 8 177
4 Über Kaitl-Alm bis zum Ausgangspunkt 7 224

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